Die kranke Frau

Sophia Becker und Anastasia Kazakov

K13, 2021

Digitalfotografie

Als Inspirationsquelle für unsere Fotografie diente das Gemälde „Der junge kranke Bacchus“, 1593 von Caravaggio. In unserer Fotografie „Die kranke Frau“ beschäftigen wir uns mit dem Thema Mediensucht.
Während Bacchus als Gott des Weins bekannt war, ist die Person unseres Bildes gewisser Maßen die Göttin des Handys. Abgeschottet in einem düsteren Zimmer widmet sie ihre komplette Aufmerksamkeit dem Handy in ihrer Hand und nicht ihrem eigenen Wohlbefinden. Soweit es der Mangel an größeren Lichtquellen zulässt, erkennt man, dass auf dem Tisch vor der Person Unordnung herrscht. Die Packung Chips und die Bierdosen deuten auf eine ungesunde Ernährungsweise. Der Laptop, der von der Frau unbeachtet ebenfalls auf dem Tisch liegt, könnte ihr entweder als zusätzliche Unterhaltungsquelle dienen, z. B. zum Abspielen von Musik, oder sie hat ihn einfach nur aus Gewohnheit an. Die Frau selber trägt ein einfaches T-Shirt und wirkt sehr blass im Gesicht. Ihr Ausdruck wirkt müde und leer. Womit auch immer sie sich auf ihrem Handy beschäftigt, es scheint ihr keine wirkliche Freude zu bereiten. Basierend auf ihren Augenringen, scheint sie schon länger nicht mehr geschlafen zu haben. Da sie aber dennoch am Handy bleibt, ohne ein Anzeichen zu geben, aufhören zu wollen, kann man davon ausgehen, dass sie sich von ihrer Zeit am Handy etwas erhofft, sei es das Erlangen von neuen Informationen oder kurzweiliger Freude. Ihr ist nur noch das wichtig, was auf dem Bildschirm gezeigt wird, und ihre eigene Gesundheit und die reelle Außenwelt, von der sie sich durch da Schließen der Vorhänge gezielt abgeschottet hat, sind ihr gleichgültig. In der heutigen Zeit werden immer mehr Menschen von verschiedensten Dingen abhängig. Zu bereits länger existierenden Süchten wie dem Alkohol kommen neue Suchtpotenziale wie Medien dazu. Während gegen Alkohol- und Drogensucht viel unternommen wird, wird die Abhängigkeit von jeglichen Medien größtenteils stillschweigend hingenommen. Sei es das ständige Bedürfnis nachzuschauen, ob man eine neue Nachricht bekommen hat, oder ob man, nachdem man einmal angefangen hat, in sozialen Medien ein Video nach dem anderen zu schauen, nicht mehr aufhören kann – es wird zwar als ungesunde Verhaltensweise erkannt, aber nichts dagegen unternommen. Durch eine solche Sucht leidet nicht nur der eigene psychische und physische Zustand, sondern auch das eigene soziale Umfeld. Es wird immer weniger Zeit mit Freunden oder Familie unternommen, bis die Beziehung zu diesen Personen anfängt zu bröckeln. Am Ende ist man genauso allein, wie die Frau auf dem Bild es zu sein scheint.